Der Kampf von Bitcoin Cash um die Marktherrschaft

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Aktuell herrscht ein grosser Kampf zwischen dem Bitcoin und Bitcoin Cash. Es folgt eine Einschätzung und auch ein kurzer Ausblick.

In den letzten Stunden ist der Bitcoin Cash unglaublich im Wert gestiegen und es könnte daher bei dem einen oder anderen ein wenig Verunsicherung entstehen warum dies passiert und ob dies für den Bitcoin schädlich sein könnte.

Segwit und das Lightning Network

Wie ja mittlerweile bekannt ist, sehen wir beim Bitcoin seit einiger Zeit Probleme alle Transaktionen innert nützlicher Frist zu verarbeiten. Das aktuelle Netzwerk beim Bitcoin lässt in der Sekunde um die 7 Transaktionen zu. Dies ist aufgrund der Blockgrössenbegrenzung von 1 MB entstanden. Kurz gesagt bedeutet dies, dass pro Block nur Transaktionen bis zu den 1 MB abgewickelt werden können. Umgerechnet auf den Zeitfaktor entspricht dies eben diesen 7 Transaktionen pro Sekunde. Finden gleichzeitig mehrere Transaktionen statt, werden diese nach und nach abgearbeitet. Bis man mit der eigenen Transaktion an der Reihe ist können nun also Stunden vergehen.

Um diese Problematik lösen zu können, wurde Ende dieses Sommers nach langen Diskussionen in der Community Segwit auf der Bitcoin-Blockchain aktiviert. Auf Basis dieser Technologie wird früher oder später das sogenannte Lightning Network eingeführt. Mit dem Lightning Network würden die eigentlichen Transaktionen Offchain abgewickelt. Dies bedeutet, dass ein Teil einer Transaktion nicht mehr von den Minern bestätigt werden müsste, da diese Informationen nicht in die 1 MB Begrenzung mit einfliessen müssten.

Bitcoin Mining mit ASIC Minern

Die grossen Miningfarmen stehen heute grösstenteils in China. Interessanterweise befindet sich auch der grösste (und beinahe Einzigste) Hersteller von sogenannten ASIC-Minern in China. Praktisch das gesamte Mining von Bitcoin geschieht also mit diesen Geräten. Durch eine allfällige Einführung des Lightning Network, würde für diese Miner ein Problem entstehen. Denn mit dem Lightning Network wäre es aufgrund der technischen Eigenschaft nicht mehr notwendig (möglich) Bitcoin mit diesen ASIC-Miners zu schürfen. Daher hat sich eine Gemeinschaft rund um den Herstellers dieser Mining-Maschinen entwickelt, die bei Segwit, und vorallem der späteren Einführung des Lightning Network, nicht mitmachen wollen. Dahinter könnten monetäre Interessen stehen.

Der Fork von Bitcoin Cash und die Blockgrösse

Am 01. August wurde aus diesen Gründen die Bitcoin-Blockchain geforkt woraus dann der Bitcoin Cash entstanden ist. Gleichzeitig wurde beim Bitcoin Cash mit 8 MB eine neue Blockgrösse eingeführt. Mit dieser Blockgrösse lassen sich nun weitmehr Transaktionen in kürzerer Zeit abwickeln. Die Interessengemeinschaft rund um Bitcoin Cash begründet dies mit der ursprünglichen Vision aus dem Bitcoin Whitepaper von Satoshi Nakamoto. Die Argumentation bezieht sich darauf, dass die Einführung einer Offchainlösung nicht dem ursprünglichen Sinn des Erfinders von Bitcoin entspricht. Man möchte also am ursprünglichen Code nicht grundlegend etwas verändern, sondern man schraubt einfach die Blockgrösse hoch. Dem Leser dürfte an dieser Stelle klar sein, dass eine Erhöhung der Blockgrösse das Tansaktionsproblem nicht lösen wird, sondern nur in die Zukunft verschiebt. Denn bei 8 MB sind wir noch weit von Transaktionsvolumen welche Beispielsweise bei Visa und dem BIC/SWIFT Netzwerk abgewickelt werden entfernt. Man spricht hier von global 400’000 Transaktionen die in der Sekunde abgewickelt werden können.

Was wird nun also in Zukunft mit dem Bitcoin passieren?

Mit der Einführung des Lightning Network wird sich in Zukunft die Transaktionsproblematik beim Bitcoin erledigen. Doch ein solches Update auf einer bestehenden Blockchain braucht seine Zeit. Hunderte von Entwicklern arbeiten seit Monaten an diesem Projekt. Ein erster Schritt wurde nun mit der Aktivierung von Segwit getan. In den nächsten Monaten folgt dann mit ziemlicher Sicherheit die Einführung des Lightning Networks.

Und was passiert mit dem Bitcoin Cash?

Paralell dazu wird fleissig für den Bitcoin Cash geweibelt. Denn aus heutiger, kurzfristiger Sichtweise ist die Abspaltung von Bitcoin Cash ein logischer Schritt, denn ein Transaktionsengpass sehen wir mit einer Blockgrösse von 8 MB mit der heutigen Anzahl an Transaktionen eben nicht mehr. Doch sollte sich eine Digitalwährung erstmals wirklich im Massenmarkt durchsetzen, stossen wir mit 8 MB Blöcken wieder an eine Kapazitätsgrenze. Als Lösung nun einfach nochmals die Blockgrösse zu erhöhen wird aus verschiedenen Gründen nicht unendlich wiederholbar sein. Einerseits könnten die Blöcke zugespamt werden und es dauert somit lange bis ein Block bestätigt wurde – unnütze Transaktionsereignisse würden damit in den Blöcken festgehalten (genau aus diesem Grund wurde vor Jahren überhaupt erst die 1 MB Blockgrössenbegrenzung eingeführt). Dies wäre eine Ressourcenverschwendung. Zweitens ist man der Meinung, dass ab einer bestimmten Blockgrösse Sicherheitsprobleme entstehen könnten. Durch die vielen Informationen welche in einem Block gespeichert werden, wird dieser über einen längeren Zeitraum nicht endgültig abgewickelt und somit nicht unumkehrbar in der Blockchain niedergeschrieben. Während diesem Zeitraum sind auch die relevanten Informationen wie beispielsweise grosse Transaktionen in einem offenen, nicht abgewickelten Block vorhanden – und somit potenziell manipulierbar.

Was also kann Bitcoin Cash tun, um auch für die Zukunft gerüstet zu sein und um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken?

Bereits seit Wochen stellen wir fest, dass gewisse Stimmen gerne den Bitcoin Cash als wahren Bitcoin ansehen möchten. Doch wie bestimmt man den wahren Bitcoin? Es gibt verschiedene Referenzmerkmale welche man in Betracht ziehen könnte:

1. Die Marktkapitalisierung
2. Die längste Blockkette
3. Die grösste Hashrate (=die Mehrheit der Miningkapazität)
4. Die Nähe zum ursprünglichen Whitepaper von Satoshi Nakamoto
5. Die grösste Entwicklercommunity
6. Die meisten sogenannten „Core-Entwickler“.

Doch all diese Punkte sind zwar wichtig, doch aus marketingtechnischer Sicht nicht unbedingt relevant. Wir definieren den heutigen Bitcoin über das Kürzel BTC (oder auch XBT, beispielsweise bei Kraken). Bis heute ist damit die Blockchain gemeint, welche am längsten existiert und von den Core-Entwicklern unterstützt wird. Doch gewisse grössere Anpassungen am System bedürfen eines Forks. Es hat sich im Laufe der Zeit ergeben, und dies ist eigentlich auch im Sinne des Systems einer Blockchain, dass wenn ein Fork stattfindet und die Mehrheit der Miner mit dieser Anpassung einverstanden sind, diese Blockchain als ursprüngliche Blockchain, in dem Falle als Bitcoin, angesehen wird. Die zweite Blockchain würde damit sozusagen beendet und nicht weiter unterstützt und somit verschwinden. Doch Miner sind nicht die einzigen Akteure im System. Da gibt es auch noch die Nutzer. Daher könnte man auch die Anzahl an Nutzer als relevante Grösse ansehen. Dies würde man am ehesten über die Anzahl Full-Nodes definieren. Dies ist beim Bitcoin das Bitcoin-Core Programm.

Es gab auch früher Forks beim Bitcoin. So ist beispielsweise auch Litecoin entstanden. Doch bis anhin haben die Entwickler welche durch einen Fork die neue Blockchain unterstützten für sich niemals den Namen Bitcoin aneignen wollen. Durch den (vor)letzten Fork mit dem Bitcoin Cash hat sich dies aber geändert. Genau hier steckt das Problem. Warum sollte man dies wollen, warum nicht einfach einen neuen Namen benutzen? Weil man es kann? Weil man genug Miner auf seiner Seite hat? Aktuell könnte genau dies der Fall sein. Um das Ökosystem nun vollständig auf diese Linie zu bringen, werden nun Schritt für Schritt Massnahmen ergriffen, welche den Nutzer zwingen, nur noch den Bitcoin Cash zu unterstützen. Ein erster Schritt war es beispielsweise, für den Kauf von ASIC-Minern nur noch Bitcoin Cash zu akzeptieren.  So passiert bei Bitmain. Ein weiterer Schritt ist das Verhalten der Inhaber und Gemeinschaft rund um Bitcoin.com. Ein grosser Akteur im Bitcoin-Zirkus ist Roger Ver, genau er ist auch der Besitzer der Domain Bitcoin.com. Roger Ver wird auch zugetragen, dass er gute Beziehungen zu Bitmain, dem grössten Hersteller von ASIC-Minern unterhält. Somit ist die Interessengemeinschaft um Bitcoin-Cash geklärt – und es drängt sich, wie man es dreht und wendet, auch ein Verdacht auf, dass hier aus monetären Interessen ein Übernahmekampf stattfindet – und zwar um den Namen Bitcoin. Doch der Teufel steckt im Detail. Denn wie oben bereits erwähnt, ist der Bitcoin Cash in der Aufffassung der Unterstützer näher am Original Bitcoin Whitepaper. Er hat somit die Berechtigung, sich als Bitcoin zu bezeichnen.

Wichtige Akteure im System – die Tradingplattformen

Solange die Tradingplattformen eine Kryptowährung auf der Blockchain jeweils namentlich nicht anpassen, bleibt alles wie gehabt. Doch auch als Betreiber einer solchen Plattform ist es nicht ganz einfach die richtige Entscheidung zu treffen. Denn technisch ist es möglich, eine Digitalwährung sowohl im Namen wie auch beim Kürzel umzubenennen.

Was soll ich als Nutzer tun?

Für den einfachen Nutzer gilt es daher einfach Ruhe zu bewahren. Man sollte wie bei jedem Kampf beide Seiten betrachten und deren Interessen ergründen. Ich für meinen Teil möchte das System der Core-Entwickler nutzen und vertraue daher auch auf deren Entwicklungen. Zudem sehe ich es als Vorteil an, wenn die Entwickler des Protokolls nicht unter einer Decke mit den Minern stecken. Ein Entwickler will in meinen Augen stets das Beste für die jeweilige Blockchain. Und sollte ein Entwickler mit einer eingeschlagenen Richtung nicht einverstanden sein, kann er jederzeit einen Fork durchführen und uns dieselbe Anzahl an Coins zuteilen. Aber dann bitte mit einem neuen Namen. Denn wenn ich vor beispielsweise einem Jahr den Bitcoin (BTC) gekauft habe, möchte ich, dass meine gekauften Coins auch weiterhin als die Währung Bitcoin (BTC) erhalten bleiben. Denn durch die Eigenschaft eines Forks mit der Zuteilung der gleichen Anzahl an neuen Coins liegt die Entscheidung in meinen Händen. Entweder entscheide ich mich für den Bitcoin Cash (BCH), für meine ursprünglich gekauften Bitcoin (BTC) oder für beide. Möge der Bessere gewinnen oder eben beide existieren.

In dem Sinne:

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Mit Brace Mueller erlebst du den Einstieg in die Welt der Kryptowährungen von der Picke auf. Begleite Ihn auf dem Weg in die Welt der Blockchain. Sämtliche Texte sind gut verständlich - auch für Einsteiger.

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