ICOs verstehen

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Dan Morehead (Pantera Capital) Eyal Hertzog (Bancor) und Jun Hasegawa (OmiseGo) beantworten John Russel (Techcrunch) anlässlich des Techcrunch Disrupt San Francisco 2017 – Events Fragen rund um ICOs (Initial Coin Offerings).

Pantera Capital ist eine im Jahr 2013 gegründete Investmentfirma, welche in Cryptofirmen investiert. Pantera bezeichnet sich selbst als die führende Blockchain-Investitionsfirma und ist eine der grössten institutionellen Investoren von Bitcoin. Bancor bietet die Möglichkeit, Benutzer-generierte Tokens zu erstellen und sorgt dafür, dass sämtliche dieser Token Liquide sind mittels autonomen Exchange. OmiseGo ist ein Ethereum-basierte Finanztechnologie, welche den Austausch von Online-Value weltweit realtime zu tiefen Gebühren ermöglicht. Mit Omise ist ein Bezahlsystem für diverse Währungen bereits im Einsatz.

ICOs und Tokensales kurz erklärt

Beim ICO werden Coins oder Token emittiert und können von Investoren gekauft werden. Handelt es sich um Token, spricht man von Tokensale. Die Idee dahinter ist, dass die Investoren dem Systems dadurch Geld zukommen lassen, das Geld wird vom System verwendet um die Technologie zu verbessern und/ oder verbreiten. Bei einem Erfolg sollten die Investoren dadurch profitieren, dass der Wert der Coins oder Token gestiegen ist.

Geldbeschaffung für Startups und Non Profit Organisationen

Morehead sieht in den ICOs vorallem eine neuartige Art für Startups, an Geld zu kommen.  Bisher war es nur vermögenden Investoren vorbehalten, in die neu gegründete Firmen zu investieren. Jetzt gehen die neuen Firmengründer zu allen Investoren auch den kleinen. Jeder kann ein Investor werden. Gemäss Herzog muss man es nicht mit der Finanzierung von einer Firma mittels Aktienanteilen verstehen, sondern mehr mit dem Kauf einer Währung. Der Unterschied ist, dass man nicht die Währung eines Landes sondern einer Firma kauft. Gemäss Hertzog können insbesondere seit Ethereum firmen schnell und kostengünstig einen neuen Token erstellen. So ist es auch für Non Profit Organisationen möglich an Geld zu kommen. Viele Blockchain-Technologien, so auch Ethereum, sind selbst Non Profit Organisationen. Bei den ICOs gelten also nicht immer dieselben Regeln wie bei Startups. Es geht nicht immer darum, zukünftig einen Ertrag zu erwirtschaften. Laut Hasegawa hat insbesondere Ethereum die Art verändert, wie Menschen Werte austauschen. So werden bei den ICOs anstatt USD oftmals Ether, also die Währung von Ethereum, oder Bitcoins akzeptiert. Gemäss Russel ist ein weiterer Unterschied gegenüber der Startupfinanzierung, dass ein Grossteil der Anteile an die Investoren gehen, und nicht von den Gründern zurückbehalten werden. Bei Startups hingegen möchten die Gründer grundsätzlich mehr als die Hälfte der Firmenanteilen behalten. Es können aber auch gezieltere Ertragsmöglichkeiten definiert werden. So erhalten laut Hasegawa bei OmiseGo die Tokenholder Transaktionserträge, welche die Nutzer von Omise für die Dienstleistung bezahlen.

Handelbare Investments

Gegenüber der Beteiligung eines Startups ist diese gekaufte Währung handelbar. Das heisst, man kann die Coins oder Tokens über Onlinebörsen weiterverkaufen. Dies ist bei der Finanzierung von Startups praktisch nicht möglich. Venture Capital Investments sind also gegenüber der Partizipation an ICOs illiquide, während die Coins je nach Nachfrage höchstliquide sein können. Es gibt Venture Capital Firmen welche durch die ICOs nun liquide werden. Dies gibt sowohl Investoren wie auch neuen Unternehmer viele neue Möglichkeiten.

Handelt es sich um eine Blase?

Gemäss Morehead sollte man die ICOs nicht mit den Entwicklungen vor der Internetblase in den 90er Jahre vergleichen. Zwar gäbe es viele Firmen, welche nichts weiter als eine Idee haben und sehr viel Geld durch ICOs erhalten. Bei den ICOs handelt es sich aber um eine neue Art für Firmen, Geld zu beschaffen. Heute ist es noch sehr unreguliert, da es schlichtwegs eine sehr neue Eigenschaft der Geldbeschaffung ist. Es ist jedoch gut möglich, dass die ICOs später viel geregelter ablaufen als heute, und der wahre Firmenwert durch gewisse Standarts viel besser ermittelt werden kann als heute. Heute schaut man ob die Businessidee Sinn macht, das Team gut ist und überhaupt ein Token notwendig ist. Machen Firmen ICOs, nur weil sie so mehr Geld erhalten als bei der klassischen Venturecapital-Finanzierung, so kann es gut sein dass diese den Turnaround in eine erfolgreiche Firma nicht schaffen. Agor wird Moreheads Meinung nach wahrschienlich eines der ersten tatsächlichen Projekte sein, die erfolgreich aus einem ICO starten. Morehead geht davon aus, dass es  in Zukunft verschieden Blockchains geben wird, welche erfolgreich eingesetzt werden, und viele welche wieder verschwinden. Bei Bancor beispielsweise ist er sehr zuversichtlich, dass die Idee aufgehen wird. So haben die Entwickler von Bancor gemäss Hertzog über ein Jahr vor dem Tokensale an der Technologie gearbeitet. Auch Hasegawa von OmiseGo berichtet, dass OmiseGo im Jahr 2015 gestartet ist. Damals war Ethereum, über welche Technologie dass ICO gemacht wurde, noch sehr unbekannt. Ursprünglich war das ICO nicht mal geplant und es wurde viel Geld vor ICO in die Entwicklung der Blockchain investiert und Mitarbeiter eingestellt worden. Am Bezahlsystem wurde sehr lange gearbeitet. Das ICO war dann die Ideale Finanzierungsmöglichkeit, um die Entwicklung voranzutreiben und schneller zu wachsen.

Abschliessend gehen die Diskussionsteilnehmer davon aus, dass man bei den ICOs stark unterscheiden muss, von welchen Firmen man spricht. Wie bei jeder Finanzierungsart ist schlussendlich das Team dahinter und die Technologie entscheidend, ob das Geld sinnvoll eingesetzt wird. Aber generell von einer Blase kann man nicht sprechen, da die Blockchaintechnologie noch ein sehr grosses Wachstumpotential aufweist und heute in der allgemeinen Bevölkerung noch sehr unbekannt ist.

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Die Cryptowelt ist sehr komplex und viele Berichte nur für Insider verständlich. Orland Superchef schreibt in verständlicher Sprache und umschreibt komplizierte Zusammenhänge für jedermann verständlich. Wo nötig, wird bewusst auf technische Details verzichtet.

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