Die autonome dezentrale Organisation (DAO)

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Neue Technologien ersetzen bestehende Vorgänge und Prinzipien und stellen teilweise Lösungen dar, welche man sich vorher nicht erdenken konnte. So ist es aufgrund von Smart-Contracts in der Theorie möglich, Firmen zu gründen, welche sich selbst organisieren und bei welchen keine natürliche Person zur Verantwortung gezogen werden kann.

Die dezentralisierte Organisation

Eine Unternehmung kann konservativ zentral geführt werden, also mit einer strengen Hierarchie und verschiedenen Stufen, oder aber eher dezentral organisiert, in welcher die Mitarbeiter mehr Entscheidungsfreiheit haben. Die Verantwortung steigt grundsätzlich parallel zur höheren Freiheit. Betrachtet man eine Unternehmung abstrakt als Organisation, so kann immer eine natürliche Person als Entscheidungsträger ausgemacht werden. Da die Verantwortung mit der Entscheidungsfreiheit steigt, gilt bei den Unternehmen grundsätzlich, dass für jede Handlung der Geschäftsführer die Verantwortung übernehmen muss. Es sei denn, er kann diese Handlung klar jemand anderem zuordnen. Die Unternehmung selbst kann als juristische Person ebenfalls zur Verantwortung gezogen werden. So hat diese einen Unternehmenssitz, durch welchen die Gesetze des jeweiligen Ortes gelten.

Die autonome dezentrale Organisation

Ein Computerprogramm kann Handlungen durchführen, ohne dass dazu ein Menschen benötigt wird. In der Vergangenheit war die Handlungsfreiheit der Computerprogramme stark eingeschränkt. Durch das Einführen von Cryptowährungen als weltweit akzeptierte Zahlungsmittel kann einem Computerprogramm viel mehr Freiheit eingeräumt werden. So kann es nun über Vermögen verfügen und je nach Programmierung autonom verwalten. Dadurch werden für das Programm nun Käufe, Bestellungen und bezahlbare Auftragserteilungen bis hin zu Investitionen möglich. Das Computerprogramm kann als Organisationen definiert werden, welche vordefinierte Handlungen durchführt. Oder es führt Handlungen nach dem Befehl der Eigentümer des Programmes durch. Beispielsweise durch den demokratischen Stimmrechtsansatz. Eine solche Organisation bräuchte keinen realen Unternehmenssitz. Ist der Ersteller der Organisation unbekannt, so kann niemand für dessen Handlung verantwortlich gemacht werden. Bitcoin, mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto als Gründer, ist eine autonome dezentrale Organisation, welche nach dem demokratischen Anspruch der Rechenleistung funktioniert. Um eine Änderung zu erwirken, müssen mehr als 50 % der Rechenleistung für dieser Änderung zustimmen.

Sich selbst verwaltende Unternehmen

Es wäre auch denkbar, eine solche Organisation sich komplett selbst zu überlassen, wodurch diese vollständig autonom wird. So könnte ein selbstfahrendes Taxi durch Amortisationszahlungen sich selbst zurückkaufen und die Einnahmen selbst verwalten. Dadurch wäre ein Taxibetrieb erschaffen worden, welcher niemandem einen Gewinn ausschütten muss. Dieses Taxiunternehmen wäre dann eine komplett autonome dezentrale Organisation.

Kritik und Gefahr

Hätte man gegen eine autonome Organisation einen Anspruch, so könnte man diesen praktisch unmöglich erwirken. Eine Rechtsklage wäre nach aktuellem Recht  nicht möglich, da eine autonome dezentrale Organisation weder einen Sitz hat noch eine natürliche oder juristische Person darstellt. Auch wäre das Stoppen oder Verändern einer solchen Organisation nicht möglich, da man gegen diese keinen Anspruch geltend machen kann.

Vergangenheit: The DAO

Der deutsche Entwickler Christopher Jenztsch hat im Mai 2016 für seine autonome Organisation «The DAO» über USD 160 Mio. in Form der Digitalwährung Ether gesammelt. Dies innerhalb einer Zeit von lediglich drei Wochen. The DAO sollte wie ein Investmentfonds funktionieren, wobei dem DAO Investitionsvorschläge gemacht werden konnte. Die Investitionsvorschläge sollten dadurch erfolgen, dass ein Investmentvertrag direkt in die Blockchain geschrieben wird, über welchen die Teilnehmer abstimmen können. Da The DAO nur aus Code bestand und keinen Unternehmenssitz aufweiste, konnte keine Person direkt für dessen Handlungen verantwortlich gemacht werden.

The DAO „Hack“

Am 13. Juni 2016 wurde eine Lücke im DAO Smart-Contract so ausgenutzt, dass Ether im damaligen Gegenwert von rund USD 50 Millionen entwedet wurden. Da ein grosser Teil der Ethereum Teilnehmer davon betroffen waren wurde durch die Gemeinschaft ein Hard-Fork, also eine Veränderung im Ethereum Protocoll, vorgenommen. Die entwendeten Ether wurden eingefroren und ein neuer Ether erschaffen. Es wird oft vom DAO Hack gesprochen, obwohl es sich streng genommen nicht um einen Hack sondern dem ausnützen einer Schwäche im Smart-Contract handelte. Kritiker des Forks sind der Meinung, dass es deshalb nicht richtig war die Aktion über eine Hintertür rückgängig zu machen.

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Die Cryptowelt ist sehr komplex und viele Berichte nur für Insider verständlich. Orland Superchef schreibt in verständlicher Sprache und umschreibt komplizierte Zusammenhänge für jedermann verständlich. Wo nötig, wird bewusst auf technische Details verzichtet.

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