Die Möglichkeiten der Blockchaintechnologie in der Finanzindustrie

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Die Blockchaintechnologie ermöglicht den kostengünstigen, sehr sicheren Informationsaustausch über das Internet. Da Besitzverhältnisse auch Informationen sind, können durch die Blockchaintechnologie auch Vermögenswerte übertragen werden. Anbei ein paar Beispiele, wo der Einsatz der Blockchaintechnologie die Transaktionskosten bei der Übertragung von Vermögenswerten verringern und die Übertragungsgeschwindigkeit erhöhen können.

Finanztransaktionen

Bezahlungen sind weltweit innerhalb Sekunden beinahe kostenlos möglich. Für die Bezahlung ist kein Bankkonto mehr notwendig, wodurch auch Personen in Drittweltländer Zugang zum Finanzsystem haben. Auch ist eine Realtime-Onlinezahlung, was heute über Paypal oder die Kreditkartenfirmen viel kostet, praktisch gebührenfrei möglich. In Zusammenhang mit der Kunst- und Musikindustrie oder mit steigendem Wert der geistigen Eigentümer (wie Designs, Artikel, Patente etc.) sowie dem stark wachsenden Online-Einkauf wäre die realtime-Onlinezahlung weltweit ein enormer Vorteil. Die Möglichkeiten sind beinahe unbeschränkt, von Abonnements, bei welchem bei Lieferung das Geld alleine abgebucht wird, bis zum Fahrzeug, welche den Parkplatz nach Benutzung direkt selbst bezahlt. Der Trend, für Fachwissen auf selbstständiger Basis Geld zu verlangen ist stark wachsend. So könnte beispielsweise ein Aktienanalyst Onlinekurse geben und pro Teilnahme Geld verlangen. Oder sein Honorar würde an seinen Erfolg geknüpft automatisch überwiesen.

Klassischer Aktienhandel

Möchte ein Investor Anteile einer Firma erwerben, so kann er dies grundsätzlich bei der Unternehmung selbst machen. Man geht zum privaten Eigentümer einer Firma und bietet ihm Geld für Aktienanteile an. Passiert der Austausch ausserhalb eines Börsenplatzes, spricht man vom OTC Handel. Möchte die Firma den potentiellen Käuferkreis erhöhen, so lässt sie den Handel Ihrer Aktien an einer Börse zu. Für die teilnahme am Börsenhandel ist ein IPO (Initial Public Offering) für die Firma notwendig, was mit diversene Auflagen und auch hohen Kosten verbunden ist. Möchte nun eine Person (privat oder juristisch) Aktien solcher Firmen erwerben, so muss er das mittels Broker machen. Dafür eignet sich die Hausbank, es gibt aber auch günstige Onlinebanken. Für das Ausführen der Aufträge und das Einbuchen der Werte verlangen diese Broker jedoch Gebühren. Kleinere Firmen, welche nicht an offiziellen Börsen gehandelt werden, kann man teilweise über den Nebenwertehandel von Banken kaufen. Günstige Erwerbsmöglichkeiten über Onlinebanken gibt es hierfür praktish keine. Aufgrund steigender Regulatorien und sinkenden Transaktionserträgen bei den Banken ist der Trend für den Nebewertehandel sinkend, wodurch es teilweise praktisch unmöglich wird, Anteile von solchen Firmen zu erwerben. Es gibt auch an Börsen kotierte Firmen, welche durch ein «delisting» ihre Aktie wieder vom Börsenhandel entfernen, da der Aufwand dem Ertrag nicht mehr im Verhältnis steht. Ersetzt man nun den klassischen Onlinehandel durch ein mittels Blockchaintechnologie sicheres autonomes Aktienhandel-Tool, so ist weder eine Bank als Broker noch ein Wertschriftendepot bei der Bank für das Halten des Wertes notwendig. Jeder Kaufinteressent könnte sicher und zu sehr tiefen Konditionen Aktien von Firmen kaufen und lokal auf dem Computer speichern.

Klassischer Obligationenhandel

Benötigt ein Unternehmen Fremdkapital, so kann Sie ein Darlehen aufnehmen. Theoretisch könnte jeder Investor als Kreditgeber auftreten. Der Aufwand für die Analyse der Bonität der Firma wäre aber für ein Darlehen an eine Einzelperson zu hoch. Deshalb übernehme dies die Banken und vergeben Ihrerseits Unternehmensdarlehen. Es ist den Firmen auch möglich, Obligationen herauszugeben, welche dann über die Bank an private Investoren weitervermittelt werden. Die Emission solcher Obligationen ist aber wiederum mit Aufwand und Kosten verbunden und rechnet sich erst ab einer gewissen Grösse. Auch fallen beim Kauf und beim Halten der Obligationsanteile Kosten für die Investoren an. Es gibt aktuell ein Trend zu der Kapitalbeschaffung von privaten Investoren, es nennt sich Direct Lending. Was bisher eher den Family Office vorbehalten war ist nun über neue Onlinebroker oder Crowdfunding-Unternehmen auch für kleinere Investoren möglich. Trotzdem fliessen die Gelder immer noch über ein Bankkonto und die Transaktionen sind mit Kosten verbunden. Das Sicherstellen der Gelder während der Vertragsverhandlung, oder das Sammeln der Gelder während der Crowdfunding-Phase ist mit enormen Aufwand verbunden und teilweise auch nicht möglich. Durch die Blockchaintechnologie könnte eine Firma beispielsweise ein Darlehen emittieren. Die Investoren können Ihren Wunschbetrag angeben und das Geld wird blockiert. Kommt der von der Firma benötigte Kreditbetrag nicht zusammen, so wird das Geld ohne Kosten für den Investor wieder freigegeben. Kommt der Investitionsbetrag zusammen, so wird das Darlehen emittiert. Auch ein Sekundärhandel über eine Onlineplattform wäre möglich.

Projektfinanzierung

Das Gegenwärte Finanzrecht kennt grundsätzlich nur die Eigen-oder Fremdkapitalfinanzierung. Wenn eine Firma jedoch Kapital nur für ein Projekt möchte, hierfür aber das Risiko und den Erfolg mit den Investoren teilen möchte, so müsste sie aktuell eine neue Firma alleine für das Projekt gründen, und darauf Aktien herausgeben. Durch die Blockchaintechnologie wäre es aber möglich, ein Token als Wertrecht alleine für dieses Projekt zu emittieren. Geht das Projekt auf, wird der Erfolg geteilt, falls nicht der Verlust. Auf die sonstige Firma hätte dies keinen Einfluss.

Investmentfonds

Investmentfonds benötigen aktuell eine gewisse Grösse, um rentabel betrieben zu werden. Die Gesetze sind sehr anspruchsvoll und die Gebühren sehr hoch. Ein Investmentfonds über die Blockchaintechnologie könnte mit sehr geringen Aufwand erstellt werden. Ein Fondsmanager definiert seine Fondskriterien, Investoren können sich über digitale Währungen dem Fonds zuordnen und die Investitionsentscheide des Fondsmanager werden automatisch auf die Gelder der Investoren übertragen. Der Abzug einer Managementfee sowie allenfalls einem erfolgsabhängigem Honorar würde automatisch geschehen. Weder Kauf- noch Haltungskosten der Fondsanteile würden anfallen.

Handel Illiquider Anteile

Es gibt viele Illiqudie Anlagen. So gehören grosse Bauprojekte wie auch Startupfinanzierungen dazu. Aktuell ist es zwar möglich, in illiquide Anlagen zu investieren. Für kleinere Anleger ist dies aber nur über Fonds möglich, und sowohl für den Investor wie auch den Kapitalnehmer ist der Aufwand sehr gross. Ausserdem hat der Investor aktuell gar keine Exitmöglichkeit. Es sei denn, er findet einen Käufer für seine Anlagen. Mittels Blockchaintechnologie könnte für eine Illiquide Anlage ein Token als Wertrecht erstellt werden. Investitionen ab sehr tiefen Beträgen wären möglich, da bei der Investition praktisch kein Initialaufwand entsteht. Möchte der Investition die Anlage verkaufen, so könnte er dies über den Online-Tokenhandel machen. Durch die Blockchaintechnologie werden also theoretisch auch illiquide Anlagen handelbar.

Aktueller Stand der Technologie

Die Blockchaintechnologie ist noch sehr neu und von der Kapizität her beschränkt. Es können aktuell nur wenige Transaktionen pro Sekunde sicher über das System abgewickelt werden. Ein Online-Aktienhandel aber würde tausende, wenn nicht millionen von Transaktionen pro Sekunde abwickeln können. Durch steigende Transaktionszahlen steigen aber auch die Transaktionskosten im Blockchain-System, da derjenige die schnellste Transaktionsabwicklung erhält, welcher die höchsten Transaktionsbeiträge zu bezahlen bereit ist.

Neue Technologien

Es gibt aber neue Technologie-Ansätze, welche die tiefe Sensitivität der Blockchaintechnologie mit hohen Transaktionszahlen und tiefen Gebühren vereinen wollen. So gehört die IOTA-Technologie wie auch der Hashgraph dazu. Falls es tatsächlich gelingt den Markt zu überzeugen und die Technologie sicher einzusetzen, so können viele klassische Finanzgeschäfte hochautomatisiert werden.

Sinnvoller Einsatz der bestehenden Technologie

Ein anderer Ansatz ist die Technologie sinnvoll zu nutzen. So muss nicht jede Transaktion über die Blockchain laufen, sondern nur der Teil, welche die Transaktionen bestätigt. Denkbar wäre eine Datenbank, welche die nicht sensiblen Informationen abspeichert, und ein Transaktionskanal über die Blockchaintechnologie mit denjenigen Informationen, welche für Hacker interessant sind. Eine Onlineplattform wie Ebay beispielsweise müsste somit nicht jeden Artikel über die Blockchain laufen lassen, sondern nur die Information des Kaufes (Zustandekommen des Vertrages) oder gar nur den Zahlungsvorgang. Für den Zahlungsvorgang könnte aber auch eine bestehende Blockchainlösung für sichere Zahlungen verwendet werden.

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Die Cryptowelt ist sehr komplex und viele Berichte nur für Insider verständlich. Orland Superchef schreibt in verständlicher Sprache und umschreibt komplizierte Zusammenhänge für jedermann verständlich. Wo nötig, wird bewusst auf technische Details verzichtet.

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